Das Sonnenvitamin D

Vitamin D

Das Sonnenvitamin D

Die international anerkannte Expertin Priv.-Doz. Dr. Karin Amrein, MSc, Fachärztin für Innere Medizin, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Themen wie dem Vitamin-D-Mangel, Osteoporose und Schilddrüsenerkrankungen. Bei ihrem Vortrag in Krumpendorf am Wörthersee sprach sie über den Vitamin-D-Mangel, die damit zusammenhängende Rachitis, Risikopatienten und den Zusammenhang von Vitamin D und Sterblichkeit. Wir haben für dich genauer hingehört.

Vitamin-D-Mangel

Die Hauptthemen, die mit Vitamin D in Verbindung gebracht werden, sind die Muskeln, die Knochen und das Immunsystem. Vitamin D ist genau genommen gar kein Vitamin, sondern ein Steroid-Hormon, welches einige hundert Gene reguliert. Vitamin D wird häufig und mitunter sehr kontrovers diskutiert: Die einen loben Vitamin D als Wundermittel, viele andere messen Vitamin D keine Bedeutung bei. Laut Amrein liegt die Wahrheit in der Mitte. Im Zuge einer europaweiten Analyse konnte herausgefunden werden, dass 40 Prozent der Allgemeinbevölkerung (ausgenommen sind hier Risikogruppen) einen Vitamin-D-Mangel haben. Jede siebte Person hat sogar einen schweren Mangel. Ziel der Debatte ist es, genau solche schweren Mängel zu beheben. Das Institute of Medicine empfiehlt der Allgemeinbevölkerung 600 bis 800 I.E. (Internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag. Mit der Ernährung schaffen wir ca. 100 I.E. Zusätzlich hat die (Sommer-)Sonne eine zentrale Bedeutung, um den Vitamin-D-Speicher aufzufüllen. Komplett aufgefüllt kann dieser allerdings nur mit Supplementen werden, so Amrein. Im August sind Vitamin-D-Mängel durchschnittlich am geringsten, da die Speicher in diesem Monat häufig an der Sonne gefüllt werden können. Die höchsten Mängel werden im März gemessen.

Rachitis

Liegt ein schwerer Vitamin-D-Mangel vor, können Kinder eine Rachitis (Knochenerweichung und Wachstumsstörung) bekommen. Es gibt auch eine Erwachsenenform der Knochenerweichung, die sogenannte Osteomalazie. Amrein weist darauf hin, dass es die historisch gewachsene Rachitis auch heutzutage noch gibt. Im Rahmen einer Studie aus Kabul (Afghanistan) im Jahr 2021 wurde behauptet, dass die Gabe von Vitamin D keinen Unterschied macht. Problem dabei war allerdings, dass 100.000 I.E. orales Vitamin D auf einmal verabreicht wurde. Bereits eine tägliche Gabe von viel weniger Vitamin D täglich kann eine Rachitis verringern – bei Kindern sind das 400 I.E., bei Erwachsenen 800 I.E. Warum ist die Einnahme von zu hohen Dosen in weit auseinanderliegenden Abständen ineffektiv? Unser Körper baut Schutzmechanismen auf, wenn zu viel Vitamin D auf einmal verabreicht wird. In weiterer Folge wird das Vitamin D vom Körper wieder abgebaut. Eine tägliche Einnahme der empfohlenen Dosis ist am besten, das zeigten Untersuchungen.

Vitamin D für Risikogruppen

Die Endocrine Society (aus Amerika) empfiehlt Risikopatienten 1.500 bis 2.000 I.E. Vitamin D pro Tag. Menschen in Altersheimen gehören, neben Menschen mit dunklerem Teint, Schichtarbeitern und Schwangeren, definitiv zur Risikogruppe für einen Vitamin-D-Mangel. Insbesondere hier können etwa Supplemente einen wichtigen Mehrwert bieten. Aber auch Lebensmittel, die reich an Calcium und Eiweiß sind, können einen positiven Einfluss haben, das zeigte eine Studie aus dem Jahr 2021, die in Altersheimen in Australien durchgeführt wurde. Die Personen waren durchschnittlich 86 Jahre alt. Lediglich ein zusätzliches Milchprodukt (z. B. Käse, Milch, Joghurt) pro Tag für Altersheimbewohner ohne Vitamin-D-Mangel konnte die Anzahl der Knochenbrüche und Stürze reduzieren. Es gab ein Drittel weniger Brüche, fast die Hälfte weniger Hüftfrakturen sowie 11 Prozent weniger Stürze.

Studien zur Sterblichkeit

Zwei weitere Studien beschäftigten sich mit dem Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Sterblichkeit. So kann etwa die Sterblichkeit um 6 Prozent reduziert werden: Wird 150 Menschen über 5 Jahre Vitamin D gegeben, kann 1 Todesfall verhindert werden. Auch die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, ist deutlich reduziert, wenn Vitamin D eingenommen wird. In der anderen Analyse auf einer Intensivstation wurde zu Beginn eine hohe Dosis an Vitamin D gegeben. Jene Gruppe, die Vitamin D bekam, überlebte häufiger als die Placebo-Gruppe. Vorrangiges Ziel war hingegen nicht die Untersuchung der Sterblichkeit, weshalb die Studie auf internationaler Ebene wiederholt wird.

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Quellen

Headerbild: marymarkevich – Freepik

Amrein, Karin (2022): Die Schilddrüse und der Wert von Vitamin D in COVID-19-Zeiten. (Vortrag, 09.11.2022).

https://ods.od.nih.gov/factsheets/VitaminD-HealthProfessional/

https://www.bmj.com/content/375/bmj.n2364

https://steiermark.orf.at/v2/news/stories/2879528/index.html

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